Meridian 043 - Sergej Sarubin - Im Niemandsland by Sergej Sarubin

Meridian 043 - Sergej Sarubin - Im Niemandsland by Sergej Sarubin

Autor:Sergej Sarubin
Die sprache: deu
Format: epub


Völlig überraschend warf sich Kotschetkow auf Filjuschkin, schlug ihm auf den Kopf und drückte ihn zu Boden.

„Helfen Sie mir!“ rief Kotschetkow dem Feldwebel zu. „Er ist ein Feigling, ein Verbrecher. Ich erzähle Ihnen alles, aber erst müssen wir ihn fesseln.“

Der Feldwebel holte den Strick aus der Tasche, mit dem er sonst Gefangene fesselte, bog dem sich windenden Filjuschkin die Arme auf den Rücken und band sie zusammen. Kotschetkow fesselte ihm die Beine.

„Nimm ihm die Handgranaten und das Messer weg“, befahl der Feldwebel.

„Er hat kein Messer“, erklärte Kotschetkow. „Ich habe gesehen, wie er es weggeworfen hat. Er wußte, daß man von ihm Rechenschaft fordern würde. Dann wollte er behaupten, er hätte das Messer verloren und darum den Faschisten nicht ohne Lärm unschädlich machen können. Wenn man mir das befohlen hätte..., ich hätte, wie soll ich’s sagen..., ich hätte die Genossen gedeckt, und wenn ich dabei draufgegangen wäre! Seinetwegen sind die anderen Genossen nicht mehr am Leben!“

Völlig verblüfft über Kotschetkows Worte, wußte der Feldwebel nicht, was er tun sollte.

„Erst heute habe ich alles richtig verstanden“, fuhr Kotschetkow fort und setzte sich auf einen Baumstumpf. „Als wir die Säcke vom Schlitten warfen, sagte er zu mir: ,Mit dem Feldwebel müssen wir Schluß machen, sonst führt er uns noch in den Tod. Wir legen ihn um, und ab nach Hause.‘ Ich fürchte, er würde uns beide mit ’ner Handgranate... Sie und mich...“

„Was redest du da?“

„Die volle Wahrheit“, sagte Kotschetkow. „Dieser Kerl hat den Leutnant verrückt gemacht und mich...“

„Ich begreife“, entgegnete Sergej Matyshonok. „Deshalb also klappte nichts in unserer Gruppe... Weshalb wolltest du mich umbringen, Filjuschkin?“

„Ich hasse dich“, stieß dieser durch die Zähne. „Ich hasse euch alle!“ Sergej hob die Pistole. „Wir dienen unserem Land, unserem Volk... Wir führen aus, was uns befohlen wird.“ Seine Stimme war dumpf und klanglos. „Wir müssen kämpfen, und du stehst uns dabei im Wege... Für den Versuch, den Zug zu zersetzen...“

Filjuschkin heulte auf.

„Für den Tod des Leutnants... Für den Tod Tschebotarjows, Samkos, Wostrikows... Für den Versuch zu desertieren...“

Der Schuß traf sicher.

Sie nahmen Filjuschkins Handgranaten an sich und verscharrten den Toten im Schnee. Danach löschten sie das Feuer und gingen weiter. Sie liefen die ganze Nacht, sahen sich immer wieder um, lauschten auf jedes Geräusch und gingen auch den ganzen Tag, um den befohlenen Punkt zu erreichen.

Noch deutlich und bis in alle Einzelheiten kann sich Matyshonok an den trüben Februarabend erinnern, als er und Kotschetkow an das Ziel der befohlenen Marschroute gelangten. Vor ihnen lag das Vorwerk Wysselki, über seinen Häusern kräuselte sich Rauch. Hungrig, zu Tode erschöpft, schlichen sich die beiden Aufklärer an die Häuser heran.

Am Ostrand des Vorwerks trafen zwei Chausseen zusammen, und die Bahnstrecke nach Smolensk führte in der Nähe vorbei. Beide Straßen und die Bahn waren wichtige Versorgungslinien der Okkupanten. Deshalb war dieser Punkt geeignet, einiges über Charakter und Ziele der gegnerischen Umgruppierung zu erfahren.

Die Aufklärer überquerten ein verschneites Feld und näherten sich, gedeckt durch die steile Uferböschung eines Flüßchens, dem Vorwerk.

Als die beiden Aufklärer schon nah an den Häusern waren, stürmten plötzlich mehrere Kinder herbei.



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